Samstag, 26. Juli 2008

Warum Skizzen? - ein Entwurf

Nach der Detonation der Bombe von Hiroshima befanden sich ueberall diese Schatten. Weisse Flecken auf dem Asphalt. Von der Hitzestrahlung der ersten Sekunden vaporisiert, boten die Menschen, die vermutlich noch die Zeit hatten sich einmal umzudrehen dem ueberall sonst kochenden Asphalt einen 'Hitzeschatten' und uebrig blieb ein Fleck.
Die entfesselten Destruktivkraefte des Spaetkapitalismus machten aus Menschen uniforme Flecken auf dem Asphalt so wie die Produktionsverhaeltnisse schon vorher Charaktermasken aus ihnen gemacht hatte. So wie Adorno von Hegels Weltgeist zu Pferde hin zu der V2 den Umschwung in die negative Dialektik beschrieb, so koennte man in der populaeren Wahrnehmung versuchen einen Bogen von 'in Flandern reitet der Tod', bis hin zur allgemeinen Angst der Nachkriegswelt, einfach vom Himmel aus verdampft zu werden, zu spannen. Oder weiter noch: Von der Stufe in der man als Exemplar einer Uniformitaet doch recht individuell gemeuchelt wurde, ueber die egalitaere Verdampfung aufgrund der Zugehoerigkeit zu einer Gruppe bis hin zu der Hygiene- und Bioterrorparanoia die uns alle als aufgrund unserer individuellen Eigenschaften zur ganz universalapokalyptischen Verwesungszerfetzung verdammt sieht - gerade weil der Tod undenkbar ist, bietet er sich so als Parabel fuer die Alltagsaengste und Verwirrungen der Menschheit an.
Und hier kommt das Unterfangen Umrisse auf den Plan. Wenn es stimmt, dass in dem Kapitalismus der uns die kulturelle Verwuestung der Postmoderne bescherte, der Mensch aufgrund seiner 'Individualitaet' erst so richtig integriert, assimiliert und profitisiert wird, dann muesste das poetisch- antpolitische Programm auf etwas zurueckgreifen dass sich diesem Mechanismus entzieht. Nicht auf die Generalisierung, das waere die regressive Antwort, sondern auf die Skizze. Den Umriss. Den Schatten. Gegen die Opulenz der dekorierten Fantasielosigkeit die Einladung eine schuechterne Skizze selber wieder mit Leben zu fuellen. Um das etwas blutruenstige Thema der Einleitung wieder aufzugreifen: die Kreideumrisse eines Tatorts und die Flecken von Hiroshima sind ja auch deshalb so unheimlich weil sie geradezu danach schreien vom Betrachter wieder mit dem gefuellt zu werden was da gelegen haben koennte- Wachsfiguren und Kostuemschrecken hingegen fuehren immerwieder nur als Variation das schon gewusste vor.
Ganz ungruselig, aber auch ganz unerbaulich soll dieser Blog nun Platz fuer meine Skizzen bieten. Wo meine Rastlosigkeit vorbeistreift wird Form mitgenommen und hier umrissen. Ein Geistesblitzableiter eben. Und ein Grund zu schreiben, wo man doch eigentlich weiss, dass bloggen eine Zumutung fuer Schreiberling und Leserschaft ist. Also: Auf ein altes.